2021: 30 Jahre grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Polen und Tschechien
Die Euroregion Neisse-Nisa-Nysa (ERN) umfasst drei Grenzgebiete, die im Herzen Europas, am Berührungspunkt der Tschechischen Republik, der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen gelegen sind. Die Euroregion entstand auf der Initialkonferenz, die im Mai 1991 in Zittau unter der Schirmherrschaft der Präsidenten der drei Länder stattfand. Die offizielle Entstehung der Euroregion fällt auf den 21. Dezember 1991 – dies ist das Datum der ersten Ratssitzung in Zittau, in der die Delegierten der drei Seiten den Beschluss fassten, die neue, erste in Mittel- und Osteuropa grenzüberschreitende Struktur »Euroregion Neisse-Nisa-Nysa« zu gründen. Sie ist damit die älteste unter den vier Euroregionen mit sächsischer Beteiligung. Ihr gehören deutsche Landkreise, polnische und tschechische Kreise, Städte und Gemeinden aus dem Grenzgebiet der Neiße an. Der Rat der ERN ist das höchste Organ. Er besteht aus Mitgliedern von allen drei Seiten der ERN. Für die Umsetzung der unterschiedlichsten Maßnahmen sind in sechs Prioritätsbereichen verschiedene euroregionale Arbeitsgruppen tätig. [2021: 1]
- Sinkende Bevölkerungszahlen und veränderte Altersstruktur
- Mehr Gäste in den Beherbergungsstätten
- Medizinische Versorgung verbesserte sich
- Anteil Sterbefälle durch Neubildungen gestiegen
- Mehr Wohnungen und größere Wohnflächen
- Anteil der Unternehmen weiterhin im Dienstleistungsbereich am größten
- Weniger Arbeitslose
- Großteil der Bodenfläche wird als Landwirtschaftsfläche genutzt
Mehr Informationen
Mehr interessante Informationen zur Euroregion Neisse-Nisa-Nysa finden Sie unter
www.euroregion-neisse.de
Im Prioritätsbereich Struktur »Unterstützung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit« ist die AG »Statistik« angesiedelt. In dieser AG sind Statistikerinnen und Statistiker aus dem Tschechischen Statistischen Amt in Liberec, dem Statistischen Amt Wroclaw, Abteilung Jelenia Gora und dem Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen Mitglied. Ziel der Arbeit der AG »Statistik« ist die Herausgabe und Aktualisierung statistischer vergleichbarer Materialien auf dem Gebiet der ERN. Wir stellen diese Daten in unserem Internetauftritt www.statistik.sachsen.de bereit:
Zum Informationsangebot »Grenzregion«
Zum 30-jährigen Jubiläum der ERN haben die Mitglieder der AG »Statistik« eine Sonderpublikation veröffentlicht:
Zum Informationsangebot »30 Jahre Euroregion Neisse-Nisa-Nysa«
Sinkende Bevölkerungszahlen und veränderte Altersstruktur
In der ERN lebten 2020 knapp 1 506 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Im Vergleich zu 1991 ging die Bevölkerungszahl um 13 Prozent bzw. rund 226 000 Personen zurück. Im deutschen Teil der ERN war der Rückgang mit über einem Viertel am größten. Ursache sind weniger Lebendgeborene und mehr Gestorbene und somit ein steigender Gestorbenenüberschuss. Zusätzlich zu sinkenden Bevölkerungszahlen entwickelte sich die Altersstruktur der Bevölkerung bis 2020 ziemlich kritisch. Während es im deutschen und polnischen Teil der ERN 2020 nur noch halb so viele Kinder unter 15 Jahren gab als 1991, stieg die Zahl der über 65-Jährigen in der ERN insgesamt um fast 66 Prozent. Dieser Trend wird sich bis 2035 fortsetzen.
Mehr Gäste in den Beherbergungsstätten
In den Beherbergungsstätten der ERN wurden 2020 im Vergleich zu 2000 mehr Gästebetten angeboten. Auch die Zahl der Gäste ist gestiegen allerdings bei sinkenden Übernachtungszahlen. In über 1 800 Beherbergungseinrichtungen übernachteten 2020 rund 2 144 000 Gäste in der ERN.
Medizinische Versorgung verbesserte sich
2019 hatten in der ERN 2,7 Ärztinnen und Ärzte 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner zu betreuen. Im deutschen und tschechischen Teil der ERN lag die Betreuungsquote mit 3,4 Ärztinnen und Ärzten je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern etwas darüber. Während sich im deutschen und tschechischen Teil der ERN die Quote seit 1995 verbesserte, blieb sie im polnischen Teil nahezu unverändert. In den drei Teilen der ERN verringerte sich im Laufe der Jahre die Zahl der Betten in den Krankenhäusern. In stationären Pflegeeinrichtungen waren hingegen wesentlich mehr Plätze verfügbar.
Anteil Sterbefälle durch Neubildungen gestiegen
Nach wie vor sind in allen drei Teilen der ERN die Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache. Allerdings ist der Anteil von 49 Prozent an allen Sterbefällen in 2000 auf 40 Prozent in 2019 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich jedoch in der ERN der Anteil der Sterbefälle aufgrund von Neubildungen von 24 auf 26 Prozent. Auffällig gestiegen sind die Zahl der Sterbefälle aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen sowie von Krankheiten des Nervensystems in allen drei Teilen der ERN, besonders stark jedoch im deutschen und tschechischen Teil.
Mehr Wohnungen und größere Wohnflächen
Innerhalb der drei Teile der ERN hat sich die Zahl der Wohnungen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner und die Größe der Wohnfläche je Wohnung seit 1991 ständig erhöht. Im deutschen Teil der ERN standen 2020 über 580 Wohnungen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung. Im polnischen Teil lag der Wert 2019 bei über 380 und im tschechischen Teil 2011 bei etwas über 400. Die Wohnfläche je Wohnung hat sich ebenso seit 1991 in allen drei Teilen der ERN vergrößert. Am größten war die durchschnittliche Wohnfläche je Wohnung im deutschen Teil mit 81 m2 im Jahr 2020.
Anteil der Unternehmen weiterhin im Dienstleistungsbereich am größten
Die Zahl der Unternehmen ist in den letzten Jahren im polnischen und tschechischen Gebiet weiter gestiegen, im deutschen Teil zurückgegangen. Der Anteil der Unternehmen im Dienstleistungsbereich liegt in den drei Teilen der ERN zwischen 60 und reichlich 70 Prozent. Im polnischen Teil der ERN lag der Anteil in den zurückliegenden Jahren immer über 70 Prozent. Reichlich ein Viertel der Unternehmen in der ERN ist dem produzierenden Gewerbe zuzuordnen. Im deutschen und tschechischen Teil liegt der Anteil mit rund 30 Prozent etwas höher. Zwischen knapp 90 Prozent der Unternehmen im deutschen Teil und rund 97 Prozent im polnischen und tschechischen Teil der ERN haben weniger als 10 Beschäftigte. Die meisten Erwerbstätigen sind im Dienstleistungsbereich tätig. Im deutschen Teil betraf das 2019 fast zwei Drittel der Erwerbstätigen, im polnischen und tschechischen Teil sind es in etwa die Hälfte der Erwerbstätigen.
Weniger Arbeitslose
Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen 2020 im Vergleich zu 2000 auf rund ein Drittel zurückgegangen. Im deutschen und polnischen Teil ist sogar ein Rückgang auf rund ein Viertel zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote lag 2020 zwischen rund 4 Prozent im tschechischen Teil und knapp 7 Prozent im deutschen und polnischen Gebiet.
Großteil der Bodenfläche wird als Landwirtschaftsfläche genutzt
Rund 45 Prozent der Bodenfläche in der ERN wurde 2020, ähnlich wie 2000, als Landwirtschaftsfläche genutzt. Die Waldfläche nimmt mit knapp 42 Prozent ebenso einen beachtlichen Teil der Bodenfläche ein. Im polnischen bzw. tschechischen Teil wurden sogar fast 46 bzw. fast 45 Prozent als Waldfläche genutzt. Fast 8 Prozent der Bodenfläche wurde als Siedlungs- und Verkehrsfläche in Anspruch genommen. 2000 waren es noch knapp 7 Prozent. Im deutschen Teil lag der Anteil 2020 mit knapp 12 Prozent weit über dem Durchschnitt der ERN und höher als 2000, wo der Anteil im deutschen Teil bei rund 9 Prozent lag.
Die Anbaufläche von Getreide reduzierte sich in den letzten 25 Jahren im tschechischen Teil der ERN beachtlich, im deutschen Teil war in den letzten 20 Jahren auch ein leichter Rückgang zu verzeichnen (für den polnischen Teil liegen keine aktuellen Daten vor). Die Anbaufläche für Weizen war in der ERN innerhalb der Getreide-Anbaufläche die größte. Während auf einer immer kleineren Fläche Kartoffeln angebaut wurden, stieg die Bedeutung des Rapsanbaus.