2017: Europäischer Rat wird von der Absicht des Vereinigten Königreiches zum EU-Austritt unterrichtet
Am 23. Juni 2016 fand das Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union statt. Dabei stimmte die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler gegen den Verbleib in der EU. Die offizielle Austrittserklärung wurde von der britischen Regierung am 29. März 2017 in Brüssel eingereicht. Aus dieser Entscheidung sollten viele ökonomische und soziale Konsequenzen erwachsen. Der Austrittsprozess dauerte aufgrund der umfangreichen Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU deutlich länger, als ursprünglich gedacht. Der geplante Austrittstermin März 2019 wurde mehrfach verschoben. Das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU trat letztlich am 1. Januar 2021 vorläufig und am 1. Mai 2021 endgültig in Kraft.
Daten und Fakten
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Das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU
Dieses Freihandelsabkommen beendet die Übergangsphase für den Verbleib Großbritanniens im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion. Es regelt die weiteren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. So werden keine Zölle für den Handel anfallen, aber sehr viele Zollformalitäten und Produktzertifizierungen. Es muss beispielsweise der Nachweis erbracht werden, dass die aus Großbritannien in die EU exportierten Produkte auch wirklich auf der Insel hergestellt wurden und es gelten verschärfte Lebensmittelstandards. Das gilt auch für den umgekehrten Weg und behindert die Handelsbeziehungen wesentlich. Sonderregelungen gelten für Nordirland (Protokoll zu Irland und Nordirland), was behandelt wird, als gehöre es weiterhin zum EU-Zollgebiet. Diese unterschiedlichen Regelungen und die Änderungen zu den seit vielen Jahren praktizierten Abläufe in den Handelsbeziehungen verunsichern die Exporteure und die Spediteure und beeinflussen das Volumen der Exporte in das Vereinigte Königreich und den Umfang der Importe von der Insel.
Seit dem 31. Januar 2021 gehört das Vereinigte Königreich nicht mehr zum EU-Binnenmarkt. Bei der Außenhandelsstatistik wird das Land der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber für das gesamte Jahr 2021 nicht mehr zu der Ländergruppe EU-Länder gerechnet, sondern es handelt sich jetzt um ein Drittland.
Entwicklung der Ex- und Importe mit dem Vereinigten Königreich
Betrachtet man die Entwicklung der Ex- und Importe Sachsens und Deutschlands mit dem Vereinigten Königreich, ist sichtbar, dass sowohl die Ausfuhr als auch die Einfuhr Sachsens seit der Jahrtausendwende deutlich angewachsen ist – einschließlich zwischenzeitlicher Schwankungen. In der Übergangsfrist war vor allem der Export angewachsen und im Jahr 2020 verzeichneten beide Handelsrichtungen einen Rückgang, der eventuell deutlicher durch die Corona-Pandemie verursacht wurde als durch den bevorstehenden Austritt des Vereinigten Königreiches aus dem EU-Binnenmarkt. Die Ausfuhr für Deutschland insgesamt wuchs weniger stark, in den Jahren 2013 bis 2015 aber doch deutlicher. Die bundesdeutsche Einfuhr blieb mit einigen zwischenzeitlichen Schwankungen etwa auf dem Niveau zur Jahrtausendwende.
Die wichtigsten sächsischen Ein- und Ausfuhrgüter im Handel mit dem Vereinigten Königreich
Die wichtigsten Exportproduke aus Sachsen in das Vereinigte Königreich waren 2020 »Personenkraftwagen und Wohnmobile« und »Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile«. Im Vergleich zu 2010 ist das Exportvolumen dieser Produkte deutlich gestiegen. Auch das Exportvolumen vieler weiterer Produkte wie »Pumpen und Kompressoren« und »Waren aus Kunststoffen« ist stark gestiegen. Lediglich das Exportvolumen von »unspezifischen Eisen-, Blech- und Metallwaren« ist seit 2010 um mehr als die Hälfte gesunken.
Die Top Importprodukte nach Sachsen aus dem Vereinigten Königreich waren 2020 »Erdöl und Erdgas«, »Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile« und »unspezifische Rohstoffe, auch Abfälle«. Das Importvolumen dieser Produkte ist seit 2010 deutlich gestiegen. Ebenfalls gestiegen ist das Importvolumen vieler weiterer Produkte wie beispielsweise »Geräten zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung« sowie »Kunststoffen«. Gesunken sind seit 2010 hingegen die Importvolumina von »unspezifischen chemischen Enderzeugnissen« und »Stäben und Profilen aus Eisen oder Stahl«.