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2003: Wetter-Hoch »Michaela« bringt heißesten Sommer seit 102 Jahren

Die sogenannten »Hundstage« zwischen 23. Juli und 23. August brachten 2003 europaweit eine extreme Hitzewelle. Während das Hochwasser im Vorjahr sich nur auf einzelne Gebiete besonders katastrophal auswirkte, hatten die Temperaturrekorde dieses Jahres großflächige Auswirkungen. Seit Beginn der Wetter- bzw. Temperaturaufzeichnungen wurden noch keine so heißen Temperaturen in Deutschland gemessen. [2003: 1] Meteorologisch handelte es sich um eine sogenannte Omegalage, das heißt, das üblicherweise über den Azoren im Westatlantik liegende Hochdruckgebiet hatte sich nach Osten auf den europäischen Kontinent verlagert. Damit konnte an seiner Westseite trocken-heiße Tropikluft aus dem Sahararaum nach Norden strömen. In Europa war die Hitzewelle die zweitstärkste Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre nach dem Erdbeben von Messina 1908. Die meteorologischen Messungen in Sachsen seit 1761 belegen, dass der Sommer 2003 ein extremes Ereignis war. Zu einer warmen und sonnenscheinreichen Witterung kam auch noch eine beträchtliche Niederschlagsarmut hinzu. [2003: 2]

Daten und Fakten

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Feld- und Forstwirtschaft

Ernteausfälle bei Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben

Das Liniendiagramm zeigt Ernteerträge ausgewählter Feldfrüchte 1991 bis 2020. Ein deutlicher Einbruch ist im Jahr 2003 zu erkennen.

In früheren Jahrhunderten führten Dürren öfter zu katastrophalen Zuständen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln (Ernteausfälle, Teuerung) oder Trinkwasser (Austrocknung von Brunnen). 2003 waren zumindest Ernteausfälle zu beobachten. Bei der Betrachtung der Auswirkungen des Hochs »Michaela« auf die Landwirtschaft muss die Witterung in der gesamten Vegetationsperiode einbezogen werden. 

Ernteerträge bei Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben lagen 2003 in Sachsen deutlich unter dem jeweiligen langjährigen mittleren Niveau. Die meisten anderen Feldfrüchte, die im Sommer auf Feuchtigkeit zum Wachstum angewiesen sind, waren ebenso betroffen. Bei Getreide sanken die Erträge 2003 beträchtlich, da die Trockenheit besonders die Monate April bis Juni betraf. Dieser Zeitraum ist ein wichtiger Teil der Vegetationsperiode für Getreide, in der es »wachsen und gedeihen« muss. Nach einem etwas feuchteren und
kühleren Juli folgte ein alle Rekorde brechender Dürremonat August. Das heißt, Getreide verdorrte auf den Feldern.

Das Liniendiagramm zeigt Erträge bei ausgewählten Wintergetreidearten 1991 bis 2020. Ein deutlicher Einbruch ist im Jahr 2003 zu erkennen.

Bei Winterweizen erreichte der Ertrag in Sachsen noch 49,3 Dezitonnen pro Hektar, im Zehnjahresmittel 1996 bis 2005 waren es rund 67,5 Dezitonnen pro Hektar. Bei Roggen lag der Ertrag 2003 bei 37,4 Dezitonnen pro Hektar und damit auch sehr deutlich unter dem Zehnjahresmittel von 53,3 Dezitonnen pro Hektar.

Deutschlandweit erzielten die Landwirte bei den durchschnittlichen Ernteerträgen außerordentlich niedrige Ernten, auch im Vergleich zum überschwemmungsgeprägten Vorjahr. Überdurchschnittlich waren insbesondere Weizen, Gerste, Roggen und Körnermais betroffen [2003: 3]

Der Ausfall bei der Getreideernte wurde durch verstärkte Einfuhren ausgeglichen. 2003 wurde für 2,2 Milliarden Euro Weizen eingeführt, im Jahr davor war es für rund 500 Millionen Euro und im Jahr danach für reichlich eine Milliarde Euro. Gerste wurde 2003 für einen Betrag von 2,3 Milliarden Euro eingeführt, 2002 war es für gut 700 Millionen Euro und 2004 für 1,8 Milliarden Euro. Bei Roggen spielt der Außenhandel in diesen Jahren keine Rolle.

Ernteerträge ausgewählter Obstarten

Das Liniendiagramm zeigt die Erträge bei ausgewählten Obstarten 1991 bis 2020. Ein deutlicher Einbruch ist im Jahr 2020 zu erkennen.

Die Ernteerträge bei ausgewählten Obstarten machen deutlich, dass sich die Dürre und Hitze nicht bei allen Obstarten gleichermaßen auswirken müssen. Bei Kirschen z. B. wirkte sich die Trockenheit nicht ertragsmindernd aus, weil die Ernte regelmäßig bereits im Juni beginnt. Damit lag ein größerer Teil der Trockenphasen des Jahres 2003 im Zeitraum nach der Ernte. Der Vergleich der Erträge bei Äpfeln und Birnen zeigt, dass neben dem Wasserdargebot auch weitere Faktoren eine Rolle spielen. Bei Birnen wirkte sich die Trockenheit ertragsmindernd aus, bei Äpfeln dagegen nicht. Die gute Apfelernte 2003 war auf eine entsprechende Fruchtentwicklung im Sommer zurückzuführen, was wiederum durch die Befruchtung der Blüten im Frühjahr möglich wurde.

Für die Einfuhr einzelner Obstarten aus dem Ausland stehen keine Angaben zur Verfügung. Frischobst (ausgenommen Südfrüchte) insgesamt wurde 2003 jedoch im Wert von 48,3 Milliarden Euro nach Sachsen eingeführt. Im Jahr davor lag der Betrag bei 42,7 Milliarden Euro und im Jahr danach bei 40,0 Milliarden Euro. Es wird also deutlich, dass im Dürrejahr 2003 mehr Frischobst importiert wurde, als in den Jahren davor und danach. Die Abweichung lag bei plus 13 bis 20 Prozent. Bei Frischgemüse (Gemüse und sonstige Küchengewächse, frisch) zeigte sich eine ähnliche Entwicklung. 2003 wurden hier für 67,6 Milliarden Euro Waren eingeführt, im Jahr davor für 58,3 Milliarden Euro und im Jahr danach für 53,1 Milliarden Euro. Hier lag die Abweichung bei plus 16 bis 27 Prozent.

Aktuelle Entwicklungen

Auch die Sommer 2018 und 2019 waren überdurchschnittlich warm. So war 2018 der zweitheißeste, 2019 der drittheißeste Sommer in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen. [2003: 4] Besonders im Jahr 2018 fielen in der Folge die Ernteerträge von Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide wieder vergleichsweise gering aus.

Doch nicht nur Hitze und Dürre haben negative Einflüsse auf die Ernteerträge. Im Jahr 2020 sorgte ein besonders kalter Frühling für erhebliche Ernteausfälle bei vielen Obstsorten. [2003: 5]

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