2001: Rekordpreis von 2,23 D-Mark für einen Liter Superbenzin wird erreicht
Preise für Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel stehen seit jeher im Fokus von Verbrauchern und Politik. Kurz vor Einführung des Euro erreichte der Benzinpreis am 8. Mai 2001 mit 2,23 D-Mark den bis dato höchsten D-Mark-Betrag für einen Liter Superbenzin. [2001: 1] Dies entsprach 1,14 Euro. Das bisher teuerste Tankjahr war 2012. Der Preis pro Liter Superbenzin kletterte im Monat September auf einen Spitzenwert von 1,67 Euro. [2001: 2] Eine 2014 veröffentlichte Studie zur »Bedeutung und Nutzung des Autos« stellt dar, dass es 55 Prozent der befragten Personen sehr wichtig sei, ein eigenes Auto zu besitzen. Für Personen aus Gemeinden mit weniger als 5 000 Einwohnern lag dieser Wert bei 65 Prozent. [2001: 3] Auch im Zuge der Corona-Pandemie wurde die Bedeutung des Autos verstärkt diskutiert. »Des Deutschen liebstes Kind«, wie das Auto häufig bezeichnet wird, verursacht jedoch Kosten. Neben Anschaffungs- und diversen Unterhaltskosten belasten insbesondere die laufenden Ausgaben für Kraftstoffe die persönliche Haushaltskasse.
Daten und Fakten
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Kraftstoffpreise und ihr Einfluss auf die Jahresteuerungsrate
Mittlerweile können Verbraucher die Entwicklung der Tankstellenpreise im Tagesverlauf online beobachten und die jeweils günstigsten Anbieter im näheren Umkreis ermitteln. Dies wurde mit der Einrichtung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe im Jahr 2013 ermöglicht. [2001: 4] Tankstellenbetreiber sind verpflichtet, Preisänderungen nahezu in Echtzeit zu melden und die Markttransparenzstelle stellt diese Daten wiederum Verbraucher-Informationsdiensten zur Verfügung. Wie sah allerdings die langfristige Entwicklung der Kraftstoffpreise aus? Antwort auf diese Frage gibt die Verbraucherpreisstatistik, denn die Preise für Kraftstoffe sind wichtiger Bestandteil des sächsischen Verbraucherpreisindex. Im Betrachtungszeitraum der letzten 25 Jahre ging der allgemeine Anstieg der Jahresteuerung in Sachsen zumeist mit steigenden Kraftstoffpreisen einher. Insbesondere in den Jahren 2000, 2010 und 2011 hatten stark anziehende Kraftstoffpreise deutlichen Einfluss auf die allgemeine Jahresteuerung. Dagegen dämpften die günstigen Preise an den Tankstellen die Jahresteuerung vor allem in den Jahren 2009, 2015 und 2020.
Einflussfaktoren auf die Kraftstoffpreise
Ein wichtiger Faktor für die Höhe der Kraftstoffpreise sind die Notierungen an der Rohölbörse. Neben dem Dollarkurs spielen politische Konflikte (z. B. Kriege), wirtschaftliche Entscheidungen (z. B. Embargos, Förderbegrenzungen), aber auch Naturkatastrophen und wie kürzlich sichtbar die weltweite Corona-Pandemie eine große Rolle. Die Höhe der Kraftstoffpreise definiert sich jedoch neben den Rohstoff- und Produktionskosten sowie den Margen der Mineralölunternehmen in erheblichem Maße über Steuern und Abgaben (Mehrwertsteuer, Mineralöl- bzw. Energiesteuer und Erdölbevorratungsbeitrag). Ein großer Nutznießer im Kraftstoffhandel bleibt der Staat. In den vergangenen Jahren erhöhten sich die Steuersätze mehrfach, was sich letztendlich auf die Kraftstoffpreise auswirkte. Momentan machen Steuern und Abgaben bis zu zwei Drittel des Spritpreises aus.
Im Rückblick auf die Entwicklung der sächsischen Kraftstoffpreise in den letzten 25 Jahren waren Superbenzin oder Diesel mit durchschnittlich 79 bzw. 57 Cent pro Liter im Jahr 1998 billig wie nie. Trotz des Anstiegs der Mehrwertsteuer zum 1. April 1998 von 15 auf 16 Prozent profitierten die Kraftstoffpreise vom niedrigsten Rohölpreis im betrachteten Zeitverlauf. Das Barrel Rohöl für den OPEC-Korb wurde 1998 bei nur rund zwölf Dollar notiert. [2001: 5] Mit der Einführung der ökologischen Steuerreform im Jahr 1999 ging eine mehrstufige Anhebung der Mineralölsteuersätze bis 2003 einher. Das Nachsehen hatten Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer, denn die Spritpreise stiegen kontinuierlich an. Gleichzeitig verteuerte sich der Rohölpreis in diesem Zeitabschnitt, so dass der Literpreis für Superbenzin bereits auf mehr als einen Euro kletterte. Die moderatere Erhöhung der Dieselpreise im Zuge der ökologischen Steuerreform war dem niedrigeren Steuersatz geschuldet; ein Ausgleich erfolgte hier über die Kraftfahrzeugsteuer. Die nächste Erhöhung der Mehrwertsteuer am 1. Januar 2007 auf die immer noch gültigen 19 Prozent ging mit Teuerungen am Rohölmarkt einher. Sächsische Verbraucherinnen und Verbraucher zahlten in der Gesamtbetrachtung des Jahres 2007 durchschnittlich 1,34 Euro für den Liter Superbenzin und 1,16 Euro für den Liter Diesel. In den Folgejahren war eine enge Kopplung der Kraftstoffpreise an die Rohölpreise zu verzeichnen, während sich der Einfluss steuerlicher Komponenten abschwächte. Die Unterbrechung des Anstiegs der Rohöl- und Kraftstoffpreise im Ausklang der Finanz- und Wirtschaftskrise sorgte lediglich im Jahr 2009 für einen kurzzeitigen Rückgang der Kraftstoffpreise. Danach zogen die Rohöl- und damit die Kraftstoffpreise während des »Arabischen Frühlings« und den damit verbundenen Unsicherheiten im arabischen Raum an. In Sachsen stiegen die Preise für Superbenzin mit 1,63 Euro pro Liter und Diesel mit 1,49 Euro pro Liter im Jahresdurchschnitt 2012 auf ihre bisherigen Spitzenwerte. Zugleich erreichte der Rohölpreis mit fast 110 Dollar pro Barrel ein historisches Hoch. Hintergrund war u. a. die verstärkte Nachfrage speziell im asiatischen Raum verbunden mit der Verhängung des Ölembargos gegen den Iran als Folge des umstrittenen Atomprogramms.
In den Folgejahren zog jedoch die neue Schieferöl-Fördertechnologie (Fracking) in den USA ein Überangebot an Rohöl auf dem Weltmarkt nach sich, das auch durch Förderbeschränkungen nicht begrenzt wurde. Ein rapider Preisverfall bis auf 41 Dollar je Barrel Rohöl im Jahr 2016 setzte ein. Dies führte auch in Sachsen zu einem Rückgang der Kraftstoffpreise auf 1,30 Euro pro Liter Superbenzin bzw. 1,08 Euro pro Liter Diesel. Nach einer Preisstabilisierung bis 2019 notierte der Rohölpreis im vergangenen Jahr hauptsächlich nachfragebedingt wiederum bei gut 41 Dollar je Barrel. Das deutliche Zurückfahren wirtschaftlicher Aktivitäten im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie ließ auch die Kraftstoffpreise sinken. Sächsische Verbraucher mussten 2020 beim Tanken durchschnittlich 1,30 Euro pro Liter Superbenzin bzw. 1,13 Euro pro Liter Diesel ausgeben.
Aktuelle Preisentwicklung
Mit der heraufziehenden Klimakrise stehen Kraftstoffe aus fossilen Energiequellen in der gesellschaftlichen Kritik. Zur Erreichung der Klimaziele müssen zukünftig deutliche Verringerungen des CO2-Ausstoßes durchgesetzt werden. Ab 1. Januar 2021 ist eine neue CO2-Abgabe unter anderem auf Kraftstoffe fällig. Die Preise für den Liter Benzin oder Diesel verteuerten sich zunächst um wenige Cent, wobei mit der schrittweisen Erhöhung der CO2-Abgabe bis 2025 unabhängig von den Entwicklungen am Rohölmarkt von steigenden Preisen für Kraftstoffe auszugehen ist.
Die Preisentwicklung für Kraftstoffe innerhalb des Jahres 2021 war von einer starken Teuerung aufgrund vielfältiger Ursachen geprägt. Dazu zählten neben deutlich höheren Rohölpreisen und der neuen CO2-Abgabe auch Effekte der Corona-Pandemie (z. B. die temporäre Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020 oder die anziehende Konjunktur 2021). Im November 2021 kletterten die Preise an den sächsischen Tankstellen pro Liter Superbenzin auf 1,74 Euro und pro Liter Diesel auf 1,58 Euro. Sie lagen damit über den Jahresdurchschnitten der Kraftstoffpreise im bisher teuersten Tankjahr 2012. Zu Beginn des Jahres 2022 sorgt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine für stark steigende Ölpreise, wodurch auch die Benzin- und Dieselpreise rasant in die Höhe schnellen. Vereinzelt liegen die tagesaktuellen Preise für Superbenzin und Diesel derzeit bei über zwei Euro pro Liter.